Google-Kurse anstellte von Uni-Abschlüssen
So läuft das Einstellungsverfahren bei Google: hauseigene Kurse zu absolvieren zählt genauso viel wie ein Uni-Abschluss. Könnten solche alternativen Vorgehen bei der Rekrutierung neuer Talente in Zukunft relevanter werden – auch für andere Branchen?

Bestnoten und Uni-Abschluss sind Voraussetzung für eine Karriere bei Google? Nicht unbedingt. Wer beim Tech-Giganten einsteigen will, muss nicht zwangsläufig einen Abschluss in der Tasche haben. Das gewisse Etwas und branchen-relevante Talente von Bewerbern bewertet Google auch anhand vieler anderer Kriterien und Skills. Eine Möglichkeit bieten beispielsweise die hauseigenen Online-Kurse.

Google bietet bereits zwei Karriere-Zertifikat-Kurse für Einstiegspositionen im Unternehmen an: Google IT-Support und Google IT-Automatisierung mit Python. Die Resonanz zu diesen Kursen ist extrem positiv: über eine halbe Millionen Teilnehmer belegten bereits die Kurse, 85% hinterließen 5-Sterne-Bewertungen.

Nach diesem Erfolg plant Google jetzt die Einführung von drei weiteren Kursen: einen für Datenanalysten, einen für Produktmanager und einen für UX-Designer.

Google-Kurse: Tür-Öffner für den Karriere-Einstieg?

Bereiten Googles Kurse womöglich den Weg zu einer Einstiegsposition bei Google? Gut möglich – laut Aussage von Kent Walker, Senior Vice President of Global Affairs von Google. Dieser veröffentlichte kürzlich folgende Informationen in einem Tweet:

Bei der Einstellungen (von Mitarbeitern) werden wir diese neuen Karrierezertifikate nun als das Äquivalent eines vierjährigen Abschlusses in entsprechenden Bereichen behandeln”.

Kent Walker, Senior Vice President of Global Affairs, Google

Google betont allerdings, dass innovatives Denken und Erfahrungen im Bereich Produkterstellung/- design immer noch Voraussetzungen für eine Einstellung bei Google bleiben. Man muss sich von den anderen Bewerbern abheben und besonders hervorstechen.

Erstaunlich ist, dass Google nun tatsächlich die vom Aufwand her überschaubaren 3 bis 6-monatigen Kurse à 5-Stunden pro Woche gleichsetzt mit Universitäts-Abschlüssen (die wohlgemerkt meist vier Jahre Lernen bedeuten).

Kosten der Kurse

Wichtig zu betonen ist, dass es sich bei den Google-Kursen nicht um unbezahlbare Angebote für gut betuchte Personen der Elite-Schicht handelt. Die Preise für die Teilnahme sind tatsächlich erschwinglich: der IT-Support-Kurs kostet bei Coursera 49 US-Dollar pro Monat. Kein Vergleich also zu den anfallenden Semester-Gebühren einer amerikanischen Hochschule. Zudem gab Google an, 100.000 Kursprogramme für Bedürftige finanzieren zu wollen. Ein guter Schritt in Richtung Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt.

Was zeichnet gute Qualifikation aus? Umdenken in der Tech-Branche

Eine gute Ausbildung im Bereich Informationstechnologie ist für Hochschulen und Universitäten gar nicht so einfach umzusetzen. Die Digitalisierung und der technische Fortschritt ganz allgemein laufen so rasant ab, dass sich realitätsnahe Lehre in diesen Branchen nicht so einfach gestaltet und oft nicht auf dem neuesten Stand ist.

Im Jahr 2018 wurde folgendes offiziell: die Unternehmen Google, Apple, IBM, Intel, Hilton, Starbucks, Publix, Penguin Random House, Costco Wholesale, Whole Foods, Nordstrom, Home Depot, Bank of America, Chipotle und Lowe’s hatten zahlreiche Stellen ausgeschrieben, die keinen formellen Abschluss erfordern.

Auch Tesla-Chef Elon Musk sieht die klassische schulische Bildung nicht als Voraussetzung für die Einstellung von Mitarbeitern:

Man braucht keinen Uni-Abschluss, um bei Tesla arbeiten zu können. Im Grunde ist die Uni nur zum Spaß, und nicht zum Lernen da.”

Elon Musk

Musk suche bei möglichen neuen Mitarbeiter viel mehr nach “Beweisen für außergewöhnliche Fähigkeiten“. Und das sind in den meisten Fällen Skills, die einem kaum ein Dozent im Hörsaal praxisnah beibringen kann.

Fazit: Noch immer legen vor allem Traditions-Unternehmen viel Wert auf exzellente Zeugnisse und Top-Lebensläufe – obwohl diese in sehr vielen Fällen nicht aussagekräftig sind bezüglich der Person dahinter. Ein theoretisches Studium hat oftmals wenig mit der realen Arbeitswelt zu tun und stellt keine Garantie für einen guten Mitarbeiter dar. Alternative Auswahlverfahren bei der Rekrutierung von Talenten, wie sie Google, Tesla und Co. bereits anwenden, würden auch in anderen Branchen Sinn machen – neben der Betrachtung von Zeugnissen und Noten.

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