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Global Privacy Control, kurz GPC – dabei handelt es sich um eine kürzlich ins Leben gerufene Datenschutzinitiative, bestehend aus einer neuer Browserspezifikation. Sie soll Datenschutzanfragen von Verbrauchern gemäß dem kalifornischen Consumer Privacy Act (CCPA) vereinfachen und beschleunigen. Gestartet wurde die Initiative von mehreren Unternehmen, darunter Mozilla Firefox und DuckDuckGo. Zu den Publishern, die die Initiative unterzeichnet haben, gehören die New York Times, die Washington Post und die Financial Times.
GPC ist bisher in den Browser Brave und den mobilen Browser von DuckDuckGo integriert. Es gibt auch Browser-Erweiterungen von DuckDuckGo, Abine (der auch mit Chrome arbeitet) , EFF und Disconnect.
Was bewirkt GPC?
Je nach Benutzereinstellungen sendet der Browser oder die Erweiterung automatisiert ein Signal an Webseiten und Webanwendungen. Laut GPC “übermittelt dieses Signal eine “Do Not Sell”-Anfrage, wie sie in den CCPA-Bestimmungen festgelegt ist. Zusätzlich wird eine Aufforderung weitergereicht an Verantwortliche der Datenverarbeitung, den Verkauf oder die Weitergabe der persönlichen Daten des Benutzers zu beschränken – wie es die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vorschreibt”.
Parallelen zu “do not track”
Die neue Browser-Spezifikation erinnert an die “do not track” (DNT)-Software und ist dieser auch recht ähnlich. Auch bei DNT ging es darum, Webseiten browserbasiert die Erstellung von Nutzerprofilen zu verbieten. Der große Erfolg von “do not track” blieb aus: es wurde von den großen Werbe-Unternehmen, darunter Google, Facebook, Yahoo und Microsoft, weitgehend ignoriert. Auch die neue GPC- Spezifikation ist vollkommen freiwillig – und genau wie DNT können sie Publisher bisher konsequenzfrei ignorieren.
Welche Anreize bietet GPC für Publisher?
Von Abine CEO Rob Shavell wollte Search Engine Land wissen, warum Publisher Teil der GPC-Initiative sein wollen. Darauf antwortete dieser:
“Indem sie diesen Standard einhalten, können sie einige Compliance-Kosten und Belastungen [durch CCPA und DSGVO] vermeiden.”
Rob Shavell, CEO von Abine
Er fügte hinzu, dass eine Teilnahme an der GPC-Initiative an sich zwar nicht direkt zur Einhaltung des CCPA beitrage. Allerdings sei es potenziell hilfreich, um zu beweisen, dass sie den CCPA einhalten. Shavell sagte auch, dass die Teilnahme an GPC dazu beitragen würde, “Wohlwollen und Vertrauen” bei Nutzern zu schaffen und zu einer größeren Loyalität zum Publisher führen könnte.
“Unhandlichkeit” der CCPA und DSGVO
Obwohl nicht so beabsichtigt, stellen der CCPA und die europäischen DSGVO-Regeln in der umgesetzten Form eine erhebliche Belastung für Nutzer dar. Die DSGVO-gemäßen Cookie-Auswahlmöglichkeiten sind verwirrend, nicht einheitlich umgesetzt und jedes mal mit Zeitaufwand verbunden: für jeden Website-Besuch beginnt der Prozess erneut. Taucht das Cookie-Pop-up auf (was auch nicht immer der Fall ist), werden oft alle Cookies akzeptiert, ohne sich weiter mit der genauen Datenverarbeitung zu befassen.
Webmaster machen es Nutzern oft absichtlich schwer, persönliche Cookie-Einstellungen vorzunehmen. Die Cookie-Pop-Ups sind häufig gezielt so gestaltet, dass Nutzer eher auf “Alle Akzeptieren” klicken – es gibt so einige Design-Tricks, wie das erreicht werden kann. Was genau diese Einstellung für die Verarbeitung persönlicher Daten bedeutet, ist einem großen Anteil an Nutzern vermutlich unklar. Das heißt, es wird sich zwar von Seiten der Webmaster/Publisher an Vorgaben gehalten, ein ehrlicher Wille zur Einhaltung des Datenschutzgesetze ist aber oft nicht erkennbar.
Große Herausforderung für GPC: Publisher ins Boot holen
Die Global Privacy Control steht vor der Herausforderung, einen zweiseitigen Marktplatz aufzubauen: es braucht sowohl Publisher als auch Nutzer, um ihn zu etablieren. Die Akzeptanz durch die Nutzer wird eine Herausforderung sein. Eine andere, und wohl auch die größere, wird aber die Rekrutierung von Publishern sein. Da die GPC keine klaren kommerziellen Anreize bietet, wird es einiges an Überzeugungskraft kosten, große Player ins Boot zu holen.
Rob Shavell von Abine argumentierte, wie auch andere, vor Search Engine Land wie folgt:
“Es liegt im besten Interesse der Branche, sich die Privatsphäre zu eigen zu machen und sich ihr nicht zu widersetzen.”
Er sagt zudem, dass die derzeitigen Gespräche zwischen Datenschutzbefürwortern und Vermarktern ins Leere laufen. “Die Bereitschaft der Verbraucher, sich mit Vermarktern und Marken auseinanderzusetzen, ist groß, aber es gibt diese zweiseitige, unkreative Konversation. Das muss sich ändern, und das wird es mit der Zeit auch.”
Fairer Austausch zwischen Publishern und Nutzern
Es könnte sich für Publisher durchaus lohnen, über Anreize in den fairen Austausch mit Nutzern zu gehen, was persönliche Daten angeht. Viele Umfragen, einschließlich der von Search Engine Land und Suzy, zeigen, dass dies wirksam sein könnte – denn generell ist ein großer Anteil an Nutzern dazu bereit, Nachverfolgung zu erlauben:
Fast 60% der Nutzer in dieser Umfrage gaben an, sie seien offen für eine Nachverfolgung zuzulassen.
Fazit: der Erfolg von GPC steht noch in den Sternen. Aber: die Probleme, die die Initiative zu lösen versucht, werden nicht verschwinden. Die Branche sollte das Thema Datenschutz offen, direkt und respektvoll mit den Nutzern kommunizieren. Tut sie das nicht, wird sie wahrscheinlich weiterhin mit “feindseliger” Gesetzgebung konfrontiert werden.