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Google hat jahrelang immer wieder versucht, vollständige URLs in der Adressleiste in seinem Chrome-Browser zu verstecken, weil lange Webadressen einen “schlechten Ruf” haben. Trotz der öffentlichen Gegenreaktion, die nach jedem vorherigen Versuch kam, hält Google offenbar an der Idee fest: die Webadresse soll bis auf den Domain-Namen ausgeblendet werden.
Neue Browser-Funktionen
In den Chrome-Browser Versionen Dev und Canary (V85) sind einige neue Features erschienen, die das Aussehen und Verhalten von Webadressen in der Adressleiste verändern. Das Hauptfeature heißt “Omnibox UI Hide Steady-State URL Path, Query, and Ref”. Es blendet alle Bestandteile der Webadresse aus – bis auf den Domain-Namen.
Es gibt zwei zusätzliche Features, die dieses Verhalten modifizieren:
- Omnibox UI Reveal Steady-State URL Path, Query and Ref on Hover: zeigt die vollständige Webadresse an, sobald der User die Maus über die Adressleiste bewegt (anstatt darauf klicken zu müssen).
- Omnibox UI Hide Steady-State URL Path, Query, and Ref on Interaction: verbirgt die Adressleiste inkl. Pfad, Query und Referenz nur, wenn auf der Seite Interaktionen vom User ausgeführt werden.
Welche Intention steckt dahinter?
Es gibt noch keine öffentliche Erklärung dafür, warum Google diese Änderungen vorantreibt. Das Unternehmen kommentierte seinen Schritt jedoch in der Vergangenheit wie folgt:
“Die Anzeige der vollständigen URL kann von den Teilen der URL ablenken, die für die Einschätzung der Sicherheit einer Webseite wichtiger sind”
Livvie Lin, Software-Ingenieurin bei Chromium, in einem Anfang des Jahres veröffentlichten Designdokument.
Ist Google selbst der größte Profiteur?
Bedenken sollte man aber auch, dass es für Google als Unternehmen ein Vorteil sein kann, der Webadresse weniger Bedeutung zukommen zu lassen. Das Ziel von Google´s Accelerated Mobile Pages (AMP) und ähnlichen Technologien ist es, die Nutzer so weit wie möglich auf den eigenen, also von Google gehosteten Inhalten zu halten. Chrome für Android modifiziert bereits die Adressleiste auf AMP-Seiten, um zu verbergen, dass die Seiten von Google gehostet werden. Die Änderung von Webadressen in der Desktop-Ansicht ist ein weiterer Schritt, um sie zunehmend irrelevant zu machen.
Noch sind die neuen Funktionen in Chrome 85 standardmäßig deaktiviert.
FAZIT: die neuen Features spielen vor allem Google selber in die Karten – was dem dezentralen Charakter des Internets als Ganzes schadet.
Weiterführende Links:
https://www.golem.de/news/google-chrome-erweitert-tests-zum-verstecken-von-url-pfaden-2006-149082.html